WORKCENTER ENCOUNTERS I – PAST AND PRESENT 2015
Bekannt als einer der wichtigsten und einflussreichsten Theatermacher des zwanzigsten Jahrhunderts, revolutionierte Jerzy Grotowski zeitgenössisches Theaters in mehrfacher Hinsicht. Grotowski verändert die Art und Weise wie westlicher Theatermachern und Performancetheoretiker die Publikums-Schauspieler Beziehung verstehen was eine Theater Inszenierung an sich ist und was Handwerk der Schauspielerei ausmacht.
Wohl am besten für seinen Begriff des “armen Theaters” bekannt, erstreckt sich Grotowskis Praxis weit über die Grenzen des konventionellen Theaters hinaus. Es erforscht das Menschsein und die Interaktion an sich.
Grotowski hatte seine Arbeit bereits in den siebziger Jahren auf die Erforschung theatraler Grundlagen von Ritualen in verschiedenen Kulturen verlegt und sich von einer herkömmlichen Aufführungspraxis abgewandt. Selbst das, was einmal als Laboratoriums Theater Ende der sechziger Jahre vor allem in Westeuropa und Nordamerika auf alternative und freie Theaterarbeit eindrücklich und vorbildlich wirkte, hielt sich fortan abseits der großen Bühnen. Grotowskis Schriften blieben einflussreich und er unterhielt Austausch mit wenigen ausgewählten Gästen. Das Workcenter von Jerzy Grotowski and Thomas Richards ist zugleich Höhepunkt des Schaffens von Grotowski als auch eine lebende Manifestation des kreativen Impulses den er sein Leben lang folgte. Thomas Richards und Mario Biagini tragen den innovativen Charakter Grotowskis weiter uns sind u.a. laut der Theaterwissenschaftlerin Lisa Wolford Wylam, als einzig legitime Nachfolger anzuerkennen. Sie operieren als Teil einer lebendigen Tradition, weiterentwickeln was der Altmeister hinterließ.
Fast zehn Jahre nach dem letzten Gastspiel in Wien ist es Zeit für einen Rückblick, eine Ausschau und für eine Fortsetzung der Beziehungen welche in diesem Rahmen geknüpft wurden. Das Workcenter ist aus seinem „Schlaf“ erwacht. Es sucht nun vermehrt die Interaktion. Durch das Projekt wird zum ersten Mal in der Geschichte des Workcenters im deutschsprachigen Raum die Möglichkeit geboten Forschung, Praxis und Theorie des Workcenters aus erster Hand zu erfahren. Der interkulturelle Verein .dɩtiramb möchte auch diese Gelegenheit nützen, die Stadt Wien mit diesem Projekt als Vorreiter im deutschen Sprachraum zu positionieren und Beziehungen für regelmäßige Zusammenarbeit knüpfen, welche einzigartige kreative Impulse in die Stadt bringen.
Das Vorhaben vom .dɩtiramb geht von einem interkulturellen Austausch der nicht-konventionellen Theaterpraxis aus. Das Workcenter wird nach Wien eingeladen um seine Theaterarbeit, -forschung und -theorie einem breiteren Publikum vorzustellen. Durch die Ausstellung, Filmvorführungen, Diskussionen und Workshop werden Interessierte aufgefordert, sich im gegenwärtigen Theaterdiskurs zu beteiligen. Eins der Ziele des Projektes ist in dieser Weise auf die Vorstellung und Interaktion konzentriert, die zwischen Workcenter, .dɩtiramb, Kooperationspartner und dem Publikum stattfindet. Das andere, langfristige Ziel ist die Etablierung der Theatergruppe in Wien, die regelmäßige Zusammenarbeit mit Workcenter in Zukunft betreiben will. In so fern ist das Pilotprojekt auf die nachhaltige Arbeit ausgerichtet, wobei die Interkulturalität eine Basis in dem vermittelten Wissen und Kommunikation darstellt.
Die Zielgruppen, die das Projekt ansprechen und zur Teilnahme einladen will, sind vor allem Theater interessierte ohne Rücksicht auf Alter. Darüber hinaus sind auch Studenten angesprochen, aber auch die anderen Theater schaffende. Da die Grotowski Methode als eine der einflussreichsten des 20. Jahrhunderts gilt, sind wir zuversichtlich, dass auch einige Theater in Wien von dem Projekt ein Interesse ziehen können. Letztlich sind die TheatertheoretikerInnen und -FörscherInnen eben ein wichtiges Zielpublikum des Projektvorhabens.
In Fotoausstellungen und Filmvorführungen an verschiedenen Schauplätzen in Wien wird die Vergangenheit dokumentiert. Symposien und Diskussions- und Dialogveranstaltungen laden StudentInnen und Interessierte für eine theoretische Auseinandersetzung ein.
Der praktische Aspekt der Arbeit wir in einem fünftägigen Workshop erfahrbar gemacht, in offenen Proben von noch nicht fertig gestellten Stücken, und schließlich in der Abschlussperformance des Ensembles.
Das Projekt findet von 5.Mai bis 13.Mai 2015 in Wien statt. Das ist die erste Phase oder das Pilotprojekt in der langfristig geplanten Kooperation zwischen Workcenter und .dɩtiramb. Die folgende Projekte sind für November 2015, bzw. Mai 2016 geplant und auf die zukünftige Kooperation mit Workcenter gerichtet.
Die Events des Projekts finden vom 5.05.15 bis zum 13.05.15 statt.
PROJEKTPROGRAMM:
05.05.15
Eröffnung der Fotoausstellung im AU; Vorstellung des Projekts.
06.-10.5.15
Workshop “The Craft of Acting” mit Thomas Richards – Im Flieger (WUK), Währinger Straße 59.
09.05.15
Filmvorführung (Fragmente von Dokumentarfilmen entstanden im Workcenter) anschließend Question & Answers.
Tonkino Saalbau, Flachgasse 25.
10.5.15
Open Rehearsal – Performance – Im Flieger (WUK), Währinger Straße 59.
12.5.15
Filmvorführung (Fragmente von Dokumentarfilmen entstanden im Workcenter) anschließend Question & Answers. Tonkino Saalbau, Flachgasse 25.
Symposium an der Universität Wien, Theater- Film und Medienwissenschaften
Oskar Morgenstern Platz 1, Hörsaal 13.
Abschlussparty im AU, Brunnengasse 76.
Mitwirkende:
Verein .dɩtiramb: Thomas Gasser, Dino Rekanović, Goran Bećirčić, Melisa Slipac, Marina Mercier, Milena Milojević, Igor Mitojević.
Workcenter: Antonin Chambon (France), Benoit Chevelle (France), Shao Fo (Taiwan), Guilherme Kirchheim (Brazil), Jessica Losilla Hébrail (France), Bradley High (Canada), Tara Ostiguy (Canada), Min Jung Park (Korea), Cécile Richards (Belgium), Thomas Richards (USA)
Veranstaltungsorte & Kooperationen:
Projektleitung: Thomas Gasser, Dino Rekanović, Goran Bećirčić
Grafikdesign: Florian Zambrano
Webdesing: Ana Maria Simionovici
Trailer: mohnka (On Screen Digitale Postproduktion)
Kooperationen: Workcenter of Jerzy Grotowski and Thomas Richards (Teatro Nazionale Della Toscana), Polnisches Institut Wien, Zigutamve Photography, On Screen, Bomerang Media, Italienisches Institut Wien, WUK, AU, Tonkino Saalbau,
Theater-, Film- und Medienwissenschaften an der Universität Wien.